Denkmalgeschütztes Bürogebäude
Mülheimer Straße 43, Duisburg

Alt und Neu im Dialog – Refurbishment, Mülheimer Straße 43

Es hat gedauert, bis wir das Haus fanden, das genau zu uns passt wie eine zweite Haut. Einen Ort zum Kreativsein, Arbeiten und Leben. Zum Wohlfühlen und Repräsentieren. Doch besondere Gebäude wollen entdeckt werden. 2012 war es endlich soweit.

Bauherr
Druschke und Grosser
Ort
Mülheimer Straße 43, Duisburg
Nutzung
Bürogebäude
Fertigstellung
2013
Freiraum
FSWLA, Düsseldorf
Licht
Tom Schlotfeld, Hamburg
Auszeichnung
Anerkennung Rheinisch-Westfälischer Staatspreis für Denkmalpflege 2015
Fotos
Tomas Riehle | Henrik Schipper

„Der Grundriss der Stadtvilla wird durch das in der Mitte gelegene Treppenhaus bestimmt, um das sich U-förmig die repräsentativen Zimmer im Erdgeschoss gruppieren. Diese Raumfolge ist trotz Umnutzungen, jedoch aber gerade wegen respektvoll vorgenommener Umbauten bis heute ablesbar und stellt einige der bau- und architekturgeschichtlichen Gründe für die Erhaltung des Gebäudes dar.“

Denkmalbehörde

Geschichte

Die heute unter Denkmalschutz stehende dreigeschossige Stadtvilla an der Mülheimer Straße 43 wurde Ende des 19. Jahrhunderts als dreiachsige Villa erbaut. Stilistisch lässt sich der Entwurf des Hauses in die Spätstufe des Historismus einordnen, bevor dieser durch die Moderne abgelöst wurde. Gleichwohl sind an der Fassade auch für die damalige Bauzeit als modern zu charakterisierende neobarocke Gestaltungselemente wie die gerundete Form des Erkers und die Ornamentik der Brüstungszone eingesetzt worden.
Im Innenraum befinden sich die neobarocken Gestaltungselemente an der Decke in Form von erhaltenen Stuck-Dekorationen sowie auf dem in schwarz/weiß gestalteten Marmorboden im Bereich des Hauptzuganges an der Westseite. In enger Abstimmung mit dem Denkmalpflegeamt fand der Umbau der Stadtvilla statt.

Wandel

Während der behutsamen Sanierung wurden u.a. historische Fliesen unter Tapeten und Teppichböden sichtbar. Auch das historische Entrée mit seinen Stuckdecken konnte freigelegt werden. Diese Entdeckungen waren ein Geschenk. Um die ursprüngliche Grundrissdisposition wieder erlebbar und nutzbar zu machen, wurde das Bad im Erdgeschoss komplett zurückgebaut. Als Spolie des 20. Jahrhunderts wurde die Wannenarmatur des Badezimmers  erhalten; ein ready-made, das den Blick für den Wandel schärft. Durch die Demontage der abgehängten Decke wurde die reich verzierte Stuckdecke wieder zugänglich. Heute spiegelt der Eingangsraum exemplarisch die Synthese von Original plus Geschichte plus Neue Nutzung wieder.

Im Zuge des Rückbaus und der Restaurierung wurden in der heutigen Büroküche und im Bad überputzte Wandfliesen und mit Linoleum überdeckte farbige Bodenfliesen entdeckt, freigelegt und konserviert. Nun kontrastieren großflächig die originalen Boden- und Wandfliesen mit den modernen Einbauten.

Heute

In allen Räumen sind Bild- oder Fenster-große Flächen beim Neuanstrich ausgespart. Hier liegt der auf den Rohbau zurückgeführte Umbauzustand frei. Einerseits spielen diese Putzzitate mit der Frage nach Bild und Hintergrund, andererseits verweisen sie wieder auf die Frage nach dem Wandel und nach den Ge-Schichten des Hauses. Diese alten Putzzitate, erlebbare Raumfolgen, Vintage-Fundstücke, Kunstobjekte und Ready mades lassen das Innere des Hauses zu einem “Gesamtkunstwerk“ werden. Mit viel Liebe zum Detail und Blick für das Wesentliche haben die Architekten einen Ort geschaffen, der seine Geschichte nicht leugnet, sondern sowohl die Historie als auch die Moderne – analog zur Haltung – alt und neu als jeweils seiner Zeit zugehörig zu zeigen – erlebbar werden lässt.