Wohnquartier Elisabeth-Selbert-Straße,
Mülheim an der Ruhr

Durch Quartiersbildung zum Lebensraum

In Mülheim an der Ruhr haben wir ein in die Jahre gekommenes Wohnquartier grundlegend transformiert. Das Areal wird von der Elisabeth-Selbert-Straße ringförmig umschlossen, was ihm einen einzigartigen Inselcharakter verleiht. Die ursprünglich straßenbegleitende Zeilenbebauung aus den 1960er-Jahren verbarg in ihrer Mitte eine wenig einladende und weitgehend brachliegende Grünlandfläche. Unser Ziel: ein neues, lebendiges Quartier mit hoher Wohnqualität, differenzierten Freiräumen und Fokus auf soziale Nachhaltigkeit.

Bauherr
SWB mbH, Mülheim an der Ruhr
Ort
Elisabeth-Selbert-Straße, Mülheim an der Ruhr
Nutzung
freifinanzierter und geförderter Wohnungsbau
Wohnfläche
5.969 m², 72 Wohneinheiten
Realisierung
2022 - 2024
Freiraum
Förder Landschaftsarchitekten GmbH
Perspektive
Filippo Fanciotti
Fotos
Thilo Rohländer und Ralph Richter

Bestand trifft Neubau

Drei der ursprünglich sechs Bestandszeilen wurden aus wirtschaftlichen Gründen zurückgebaut. An ihrer Stelle setzten wir sechs polygonal angeordnete Neubauten, die sich harmonisch in die Topografie einfügen. Gemeinsam mit den erhaltenen Häusern definieren sie eine neue, offene Quartiersmitte – mit Spiel-, Aufenthalts- und Begegnungsflächen. Die Baukörper sind so positioniert, dass vielfältige Blickbeziehungen entstehen – mit differenzierten Außenräumen und guter Belichtung.

Gelände als Gestaltungselement

Die Höhenstaffelung auf dem Grundstück – acht Meter von Nord nach Süd – haben wir gezielt genutzt. Die zwei Tiefgaragen sind so in das Gelände eingebettet, dass sie teilweise im Hang liegen und dadurch kosteneffizient realisiert werden konnten; die Flächen darüber sind begrünt und öffentlich zugänglich. Die topografische Struktur wurde von Förder Landschaftsarchitekten spielerisch mit Terrassen, Mauren, Stufen und Rampen überwunden. Spiel- und Erholungsbereiche für unterschiedliche Altersgruppen sowie eine Bepflanzung mit heimischen, pflegeextensiven Arten erzeugen eine hohe Aufenthaltsqualität für alle Generationen.

Architektonischer Aufbruch

Die Neubauten greifen die Topografie auf und reagieren mit Rücksprüngen, Dachterrassen und aufgeständerten Bereichen auf das Gelände. V-Stützen aus Sichtbeton tragen die oberen Geschosse und erzeugen überdeckte Aufenthaltsbereiche. Die Wohnungen – zwischen zwei und vier Zimmern groß – sind mit Loggien oder Dachterrassen ausgestattet. Die spielerische Anordnung dieser Elemente hat zu unterschiedlichen Grundriss-Typologien geführt, wodurch ein vielfältiges Wohnangebot für verschiedene Generationen und Lebensmodelle entsteht.

Soziale Nachhaltigkeit

Das Quartier erfüllt den KfW-Effizienzhaus-55-Standard. 38 Erdwärmesonden versorgen die Häuser über Wärmepumpen mit Energie. In Spitzenzeiten wird Fernwärme ergänzt. PV-Anlagen mit Mieterstrommodellen senken die Stromkosten. Fußbodenheizungen in allen Wohnungen sorgen für hohen Wohnkomfort. 60% der Einheiten sind öffentlich gefördert, 40% frei finanziert – so entsteht eine sozial durchmischte Nachbarschaft mit Zukunft.

Die Insel lebt

Die Elisabeth-Selbert-Straße ist ein gutes Beispiel dafür, wie man aus einem wenig attraktiven Wohnquartier einen lebendigen und durchgrünten Stadtraum schaffen kann. Der Umgang mit Bestand, Topografie und Energie folgt dabei einem Ziel: nachhaltige, soziale und architektonisch hochwertige Wohnräume zu schaffen – offen, generationengerecht und lebenswert. So stellen wir uns zukunftsorientierte Architektur vor.